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Zeitschrift für Hochschuldidaktik Nr. 2000/1:
Computer in der medizinischen Ausbildung
Teil II: Teil II: Praktische Beispiele
Christof DAETWYLER (Bern, Schweiz)
Vorwort des Herausgebers
Sehr geehrter Leser!
Da diese Publikation über Lernen mit den neuen Medien (v.a. in der Medizin)
auf zwei Bände aufgeteilt werden musste, ist sie dennoch als Einheit zu
betrachten. Die gleichen einleitenden Sätze treffen daher natürlich auf beide
Bände zu, weswegen Sie hier teilweise eine Wiederholung des Vorwortes zum
ersten Band finden. Die Vorstellungen der an diesem Band mitwirkenden
Autoren sind davon natürlich nicht betroffen.
Als ich angefragt wurde, ob ich dazu bereit wäre, eine Nummer der
ZSfHD zusammenzustellen, da war das zuerst eine große Ehre - und dann
auch eine Pflicht - und schließlich eine Freude. Von den ersten Anfragen an
die Autoren bis zur Herausgabe der Zeitschrift ist schließlich weit mehr als
ein Jahr vergangen. Ein Jahr voll reger Kontakte mit Pionieren - Menschen
also, die ihr Handwerk noch von der Pike auf selbst beherrschen (oder zu
beherrschen versuchen) - und die von irgendeinem Geist beseelt sind, der sie
dazu treibt, vorwärts zu gehen und Niemandsland zu erkunden. Dies entspricht
dem Typus eines Forschers, auch wenn "eigentliche" Forschung in
der Medizin einen ganz anderen Stellenwert geniest als die Erweiterung der
Möglichkeiten des Lehrens und Lernens durch die Vereinnahmung der neuen
Medien für diesen Zweck. Jedenfalls sind die Leute, die sich in diesem
Umfeld tummeln und die ich kennenzulernen das Glück hatte, sehr spannende
Zeitgenossen. Ich bin stolz und froh darüber, dass es mir mit dieser
Publikation gelang, sehr viele der Personen, die mich in meinem Bestreben
unterstützt und angeleitet haben, zusammenzuführen, und die hier ihre
Gedanken ausbreiten werden. Gedanken, die für mich zum Teil essentiell
waren oder es sicherlich noch sein werden.
Das Ziel dieser Publikation ist es dann auch nicht, einen gemeinsamen
Konsens zu finden - was dem Pioniergeist ja auch widerspricht, da jeder in
eine andere Richtung aufbricht, sondern möglichst viele Facetten des Themas
aufleuchten zu lassen und dem Leser dadurch die Möglichkeit zu geben, sich
selbst ein Bild zu machen. Da jedoch mehr hochwertige Artikel eingegangen
sind, als in einen Band gepasst hätten, blieb nur die Möglichkeit einer künstlichen
Aufteilung auf zwei Bände. Der erste Band beinhaltet nun also mehr
theoretische Überlegungen während der zweite Praxisbeispiele darstellt und
reflektiert.
Nun möchte ich Ihnen, lieber Leser, die Beitragenden etwas näherbringen.
Dies ist mir deshalb ein großes Anliegen, weil ich fast alle der Autoren persönlichkennen- und schätzen gelernt haben. Diese Vorstellung nehme ich in
derselben Reihenfolge vor, wie die Artikel in der Zeitschrift erscheinen -
dabei sollte auch die Gliederung verständlich werden.
Als erstes beschreiben sieben Autoren ihre grundlegenden Überlegungen,
wie die neuen Medien für die Ausbildung genutzt werden können. Diese
Überlegungen haben sie in der Regel bereits in fertige Produkte umgesetzt - sie
sind also bereits aus den Höhen der Phantasie auf den Boden der Realität
"heruntergekommen".
- Christof DAETWYLER, der Autor des ersten Artikels "Wie können Computer
den Studenten in seinem Bestreben unterstützen, klinische Medizin
zu lernen?" |
- Gernoth GRUNST, der Autor des zweiten Artikels "Enabling Systeme in
der medizinischen Ausbildung" |
- Alexander REPENNING und Andri IOANNIDOU sind die Autoren des dritten
Artikels "Engagiertes Lernen durch simulationsunterstütztes Design".
Alexander Repenning ist der CEO und Direktor der AgentSheets Inc. in
Boulder, Colorado und Leiter des "Center for LifeLong Learning & Design",
ebenfalls in Boulder. Er entwickelte "AgentSheets", ein cleveres Autorenwerkzeug
welches das relativ einfache Erstellen von interaktiven Simulationen
ermöglicht. Andri IOANNIDOU arbeitet als Senior Products Manager
bei AgentSheets Inc. und doktoriert gleichzeitig an der University of Colorado
in Boulder. Ihr Forschungsschwerpunkt liegt in der Verwendung von
(Simulations) Technologie für die Ausbildung. "AgentSheets" gewann schon
viele Auszeichnungen, wovon ich besonders die Goldmedaille für die kreativste
Entwicklung des WWW aus dem Jahr 1996 erwähnen möchte.
- Reinhard FRIEDL, der Hauptautor des vierten Artikels "Individualisiertes
Lernen und Lehren in der Herzchirurgie: das Cardio-OP Projekt", ist
eigentlich Herzchirurg in Ulm. Er ist Co-Entwickler der "Galerie Herzchirurgie",
einem netzwerkfähigen, datenbank-basierten und multimedialen
Informationssystem mit Ausbildungs- und Informationskomponenten
im Bereich der Herzchirurgie. Damit kann multimediales Material je nach
Anforderung des Nutzers - also vom Patienten bis zum Operateur -
Zielgruppengerecht angefordert werden.
- Jens DØRUP schreibt im fünften Artikel über "Histology Explorer: Lernerzentrierte
Gestaltung medizinischer Lernsoftware". Jens DØRUP hat in seiner
Tätigkeit als Anatomieprofessor jahrelang Histologie gelehrt. Aus dieser
Erfahrung heraus schuf er den "Histology Explorer", ein sehr schönes
tutoriertes "virtuelles Mikroskop" mit einer ausgezeichneten Quizsektion.
Bei den Arbeiten an diesem Projekt wurde Jens DØRUP klar, dass ihm
etwas noch lieber ist als die Anatomie - so wechselte er in die Sektion für
"Health Informatics" und machte sein Hobby zu seinem offiziellen Beruf.
- Dino Carl NOVAK, Autor der sechsten Artikels "InterSim: Ein selbstbestimmtes
Lernsystem mit interaktiver Führung und Autorenkomponente",
war bereits ein Mitglied der "VoxelMan"-Gruppe und wurde 1998 mit dem
Projekt "Sono-Trainer" Preisträger des ersten deutschen Multimedia-Gründerwettbewerbs.
Seit 1998 ist er am GMD-FIT (German Research Center
for Information Technologies) in einer Gruppe tätig die an "InterSim"
arbeitet: einer intelligenten Führung durch Lernprogramme, die einfach zu
programmieren sein soll.
- Martin FISCHER beschreibt im siebten Artikel "CASUS: Ein Autoren- und
Lern-Werkzeug das den Diagnostischen Entscheidungsprozess unterstützt".
Martin Fischer ist einer der Initiatoren des "CASUS" Autoren- und
Lernsystems mit welchem auf sehr einfache Art und Weise klinische
Fälle für die Lehre multimedial und interaktiv aufbereitet werden können.
Das spezielle an diesem System ist, dass das differentialdiagnostische
Netzwerk graphisch dargestellt wird und so als Referenz für die
Studierenden gebraucht werden kann. Dies geschieht in sehr einleuchtender
interaktiver Art und Weise, was das Darstellen und Sichtbarmachen
komplexer semantischer Netze auf eine Stufe bringt, wo es für die Lehre
zu einem sinnvollen Werkzeug wird.
Im zweiten Abschnitt dieses Bandes sehen wir uns mit der Realität des konkreten
Einsatzes von neuen Lernmedien in der Lehre konfrontiert. Es wird
darin unmissverständlich klar werden, dass Lernmedien nur dann genutzt
werden, wenn Sie auf die Prüfung vorbereiten und von den Lehrverantwortlichen
propagiert werden.
- Peter FREY schreibt in "Papier oder PC? Die Neuen Medien auf dem Prüfstand"
über seine Umfrage, die er 1999 in Bern bei 281 Medizinstudierenden
erhoben hat. Peter FREY ist der Leiter der AUM (Abteilung für Unterrichtsmedien
des Institutes für Aus- Weiter- und Fortbildung der Medizinischen
Fakultät der Universität Bern) welche nebst eigener Medienproduktion
und -implementation auch ein Lernzentrum betreibt wo ca. 900 Medien
angeboten werden, darunter ca. 100 Computerlernprogramme.
- Florian EITEL beschreibt im zweiten Artikel "Warum wir die computer-basierten
Tutorien als Teil des Lehrplans in unserem Lernzentrum aufgeben
mussten". Florian Eitel ist ein Pionier der ersten Stunde im Bereich der computerunterstützten
medizinischen Ausbildung. Er ist Präsident der Deutschen
- und Chairman der Europäischen - Gesellschaft für medizinische
Ausbildung. In seinem Artikel beschreibt er, wie in München all der Multi-Media-
Krempel wieder aus dem Lernzentrum entfernt wurde - zurück blieb
nur etwas Web-basiertes Material, das gut in's Curriculum integriert war.
- Richard MÄRZ beschreibt mit seinen Kollegen Karl KREMSER und Paolo
PETTA eine "WWW-basierte Unterstützung für die Rigorosumsvorbereitung
in Medizinischer Chemie an der Universität Wien". Richard MÄRZ
ist an der aktuellen Reform des Medizinstudienganges an der Universität
Wien massgeblich beteiligt. Er braucht schon seit vielen Jahren computer-unterstützte
Medien für die Ausbildung, vor allem "The cell" hat es ihm
angetan - und so verfügt er über viele konkrete Erfahrungen in der
Implementation von neuen Medien in den Unterricht, über die er hier mit
seinen Kollegen berichtet.
Ich wünsche dem geneigten Leser eine interessante und unterhaltsame
Lektüre.
Bern, den 6. April, 2001. Christof Daetwyler
PS: Im ersten Band dieser Publikation wurden eher die theoretischen Grundlagen
angetönt. Die Einführung dazu haben Marco MUMENTHALER und
Rolf SCHULMEISTER - zwei sehr erfahrene Didaktiker - geleistet. Erstes
Hauptthema war dann "Computerunterstützes collaboratives Lernen",
wozu Beiträge von Kim ISSROFF, Sissel GUTTORMSEN-SCHÄR, Peter
HAUBNER und Peter LANGKAFEL zu lesen sind. Robert OGILVIE
schreibt dann über seine Erfahrungen mit Web-based medical Evaluation.
Den Abschluss des ersten Bandes machten Victor SPITZER, der "Vater"
des "Visible Human Projects" und Jaques MONNARD vom "Virtual
Campus", beide mit einem Blick in die Zukunft.
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