Zeitschrift für Hochschuldidaktik Nr. 3-4/1996:
Kommunikation, Lernmittel, Evaluation
Editorial
Die Studienkommission der Medizinischen Fakultät Wien und das Studienzentrum am AKH haben unter dem Titel "Qualifikationsentwicklung für die Lehre" eine Arbeitstagung veranstaltet, um den Mitgliedern der Fakultät eine Möglichkeit zur Präsentation eigener Projekten aus der Lehre zu bieten. Vor dem Hintergrund der laufenden Diskussion über eine kriterienorientierte Gestaltung des dritten Abschnitts des Habilitationsverfahrens sollten laufende Aktivitäten innerhalb der Fakultät bekanntgemacht und die im neuen AKH zur Verfügung stehenden ressourcen für die Lehre und die Unterstützung des Lernprozesses gezeigt werden. Der jüngste Vorschlag der Kommission für die Habilitationskriterien sieht vor allem die Bewertung evaluierter Lehrveranstaltungen vor. Im Titel der Arbeitstagung kommt zum Ausdruck, daß auch die methodische Darstellung von Lehre, Publikationen über Projekte, Entwicklung von Lernmaterialien Bestandteile dieses Qualifikationsprozesses sein sollen.
Die Arbeitstagung orientierte sich an drei, für die Weiterentwicklung des Medizinstudiums als zentral anzusehenden Schwerpunkten: Kommunikation als für den Arztberuf wesentliche Kompetenz war Schwerpunkt der ersten Sitzung. Die Intensivierung der Teilnehmer-orientierung kommt im zweiten Schwerpunkt " Neue Lehrveranstaltungen und Moderne Lernmaterialien"zum Ausdruck. Der notwendigen Qualitätsorientierung wurde mit dem Schwerpunkt Evaluation und Prüfungen entsprochen.
Die Beiträge zu diesem Tagungsband sind nach diesen drei Schwerpunkten "Kommunikation", "Lernmaterialien und neue Lehrveranstaltungen" und "Evaluation und Prüfungen" thematisch geordnet. Auch wenn es nicht gelungen sein sollte, alle einschlägig Interessierten zur aktiven Teilnahme an der Arbeitstagung zu motivieren, so gibt dieser Band doch einen Einblick in den gegenwärtigen Stand der Arbeit und der Diskussion an unserer Fakultät.
In der Vorbereitungsphase für dieses von der ÖGHD in dankenswerter Weise ermöglichte Heft war vor allem die Befürchtung geäußert worden, daß die Zeitschrift für Hochschuldidaktik damit zu "medizinlastig" würde. Nun sind in diesem Heft sicher einige Beiträge enthalten, die thematisch nur für den engeren Bereich der Fachdidaktik und für die Unterrichtspraxis unserer Fakultät von Interesse sind. In vielen Beiträgen sind unseres Erachtens aber auch Fragen angesprochen, die trotz des konkreten Bezugs zur Medizinischen Fakultät Wien für die gesamte Universität von Bedeutung sein dürften. Auch wenn es um die Veränderung des Kommunikationsverhalten von Ärzten geht (wichtig genug ...), sind Fragestellung und Methodik grundsätzlich bedeutsam (Meryn). Das gilt für die kritische Durchleuchtung des Aufwands beim Einsatz von Multimedia für Standardvorlesungen (Ahnelt) ebenso wie für die Untersuchung der Wirksamkeit einer Lehrveranstaltung, die "lediglich" von studentischen Tutoren und computergestütztem Selbstlernmaterial getragen wird (Eisenburger). Auch die didaktische Aufbereitung eines von vielen Autoren gestalteten Lehrbuchs zu einem über die Medizin hinaus interessanten Thema (Frischenschlager) und die Auseinandersetzung der Wissenvermittlung über Psychopharmaka und Psychosomatik scheinen uns über den Kreis der Medizinischen Fakultät hinaus interessant zu sein (Etzersdorfer, Löffler). Ähnliches gilt für die Bemühungen um praxisorientierten Unterricht, in dem andere Kompetenzen als Wissen angezielt werden (Gellner, Ludescher, Maier, Spieß). Trotz der fachdidaktisch engen Thematik sind die Beiträge zur Erstellung von Lernmaterialien hinsichtlich der Darstellung des Aufwands, der Arbeitsteiligkeit und auch der Kosten zu Zeiten der Multimedia-Diskussion vermutlich von umfassenderem Interesse (Pokieser, Gahleitner, Schober, Schmidts, März, Kaindlstorfer, Pretterklieber). Der aktuellen Entwicklung entsprechend enthält dieser Band Hinweise auf die konkreten Nutzungsmöglichkeiten des Internet (Botz, Plattner).
Im gesamten Kontext der Tagung, die ja selbst auf Kommunikation abgestellt hat, gilt wohl ein aktuelles Zitat mit allgemeinem Bezug zur Universität und mit spezieller Bedeutung für die Medizinerausbildung: "Die neuen Medien können das Gespräch nicht ersetzen" (Lord Ralf Dahrendorf).
Das Thema "Evaluation und Prüfungen" erhält seine besondere Bedeutung durch die in den letzten Jahren zunehmend intensiver geführte Diskussion über methodische Bemühungen um Qualität. Diese Diskussion sollte den Anschluß an eines der auch im internationalen Vergleich umfangreichsten Evaluationsprojekte finden, deren Rezeption durch die Betroffenen wohl im umgekehrten Verhältnis zum geleisteten Aufwand steht (Krajic).
Der darauffolgende Artikel von März konzipiert Maßnahmen, damit Evaluation als entwicklungsfördernd verstanden wird und wirksam werden kann. Ein praktikables Routine-instrument zur Evaluation von Lehrveranstaltungen wird seit der Arbeitstagung immer wieder nachgefragt (Hexel). Artikel zur Untersuchung der Effekte verschiedener Prüfungsmethoden legen Vorerfahrungen an unserer Fakultät dar, die bei der Neugestaltung/Weiterentwicklung (?) des jetzt herrschenden Systems herangezogen werden können (Schuhwirth, Lischka, Feigl). Auch ein erster Erfahrungsbericht über Aktivitäten im postgraduellen Bereich dürfte von fakultätsübergreifendem Interesse sein (Schwarz).
Von den 43 Beiträgen der Arbeitstagung sind die meisten in diesem Heft mit Artikeln oder zumindest Kurzfassungen vertreten. Die Arbeitstagung selbst wollte als Versuch zur Intensivierung der Kommunikation in der Fakultät verstanden werden. Als Fortsetzung dieser Bemühung liegt nun dieser Tagungsband vor. Wir hoffen, daß dieser Kommunikationsversuch über den Bereich der Mediziner hinausgreift und von der Universität angenommen wird.
Martin Lischka, Peter Pokieser und Wilhelm Firbas
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