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Zeitschrift für Hochschuldidaktik Nr. 3/1997:
Medizinstudium 2000 - Workshop-Proceedings Graz '97

Brigitte Hladschik, Oskar Frischenschlager

Bedside Teaching - Psychoonkologie: Einstellungsveränderungen von Studierenden gegenüber Krebskranken nach einem Praktikum zur Betreuung onkologischer Patienten

Vergleich zwischen den Haupteffekten nach einsemstriger und nach zwei- bzw. mehrsemestriger Teilnahme. (Die Teilnahme an der Lehrveranstaltung über zwei oder mehrere Semester erfolgte auf Wunsch der Studierenden und war ursprünglich weder geplant noch verpflichtend)

Unterrichtsmethode

Dreiwöchige intensive Einführung (6 Wochenstunden) in psychoonkologische Literatur und Gesprächsführung
  • Erstgespräch zwischen PatientInnen der onkologischen Bettenstation der Universitätsklink für Innere Medizin I und TeilnehmerInnen der LV gemeinsam mit der Lehrveranstaltungsleiterin (Ziel: Reduktion der Scheu vor Kommunikation mit Krebskranken und modellhafte Darstellung der Praktizierbarkeit eines einerseits alltagssprachlich geführten und andererseits psychologisch geplanten und reflektierten Gespräches)
  • im Anschluß an Erstgespräch Terminvereinbarung für weitere Gespräche zwischen Studierenden und PatientInnen, falls vom Patienten gewünscht.-Supervision der Betreuung im Ausmaß von 2 Wochenstunden
  • Organisationsbesprechungen im Ausmaß von 2 Wochenstunden

Untersuchungsmethoden

  • Effekte der einsemestrigen Teilnahme mittels Fagebogen (vor und nach der LV) erhoben.
  • Effekte der zwei- bzw mehrsemestrigen Teilnahme mittels semistrukturierter Tiefeninterviews

Stichprobe

  • einsememestrige Lv: 6 Medizinstudent/innen und 6 PsychologiestudentInnen
  • zwei- bzw. mehrsemestrige LV-Teilnahme: 3 MedizinstudentInnen und 6 PsychologiestudentInnen

Ergebnisse

Haupteffekte nach einem Semester (Daten und Ergebnisse: Hladschik et al., 1995, in: "Jahrbuch der Psychoonkologie" 1995, Seiten 79-91):

  • Signifikante Reduktion der Angst vor dem Kontakt mit dem Thema Krebs und Krebspatienten
  • Einschätzung der Schwere, bzw. der Bedrohlichkeit der Krebserkrankung hat während des Praktikums signifikant abgenommen.
  • differenziertere Sichtweise der Belastungen eines onkologischen Patienten

Haupteffekte nach zwei bzw. mehreren Semestern

  • Vertiefte Selbsterfahrung: intensives Spüren und Wertschätzen der eigenen Gesundheit; bewußter leben
  • Steigerung des Selbstvertrauens: Erfahrung, daß man sich als Person einbringen darf und kann.
  • Konfrontation mit terminalen Patienten (da die Studierenden die Patienten über einen längeren Zeitraum betreut haben)

Zusammenfassung und Ausblick:

Während die Studierenden zu Beginn des Praktikums vor allem mit ihrer Angst vor onkologischen Erkrankungen und der Scheu vor dem Konatkt mit onkologischen PatientInnen konfrontiert sind, entwickeln die meisten im Zuge einer längerfristigen Betreuungssituation erstaunliche Kompetenzen, nicht nur im Umgang mit onkolgsche Patienten sondern übertragen ihre neuen Erfahrungen auch auf ihre persönliche Lebenssituation. Diese Umsetzung spiegelt sich dann auch deutlich im veränderten Umgang mit den PatientInnen. Die Studierenden entdecken durch die intensive Auseinandersetzung mit sich selbst neue Ressourcen und Fähigkeiten und werden durch das erarbeitete Selbstvertrauen mutiger sich authentisch einzulassen.

Während die Studierenden im ersten Semester häufig versuchen, gelernte Theorien und Hypothesen in den Gesprächen zu verifizieren, werden sie später offener dafür, sich mit dem auseinanderzusetzen, was ist.




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