Qualität der Lehre - Gedanken zum Workshop und zur Evaluationsdiskussion
Als im Herbst 1994 die Planung für ein Workshop "Qualität der Lehre" in Österreich begann, schien es eher fraglich, ob es genug Interessenten für eine derartige Veranstaltung geben würde. Das große Interesse, das dem Workshop schließlich entgegen-gebracht wurde (mehr als 50 Teilnehmer aus Graz, Innsbruck und Wien, aber auch aus Deutschland) überraschte uns daher. Wenn wir jetzt mit der Planung für ein 2. Workshop, das Anfang März 1997 wieder in Graz stattfinden soll, beginnen, tun wir es mit der Gewißheit, daß wir eine weit größere Zahl von Teilnehmern als beim ersten, durchaus erfolgreichen, Versuch haben werden. Dies ist Ausdruck einer Entwicklung, die jetzt, spät aber doch, auch in Österreich eingesetzt hat. Der vorliegende Band dokumentiert in seinem Kern eine Veranstaltung, die zwar nicht den Anspruch erheben sollte, diese Entwicklung ausgelöst zu haben; sehr wohl aber hat sie den Diskussionsprozeß, der jetzt im Gange ist, entscheidend geprägt.
Bis vor kurzem war die Qualität der universitären Lehre in Österreich ein Begriff der nicht weiter hinterfragt wurde, denn dieser Begriff hatte den Status eines Axioms oder Dogmas. Merkwürdigerweise galt dies nicht nur für die Lehrenden, bei denen ein solches unkritisches Verhalten zwar als unwissenschaftlich aber zumindest als sehr bequem eingestuft werden kann. Doch auch die anderen Säulen des Universitätslebens akzeptierten diesen Zustand. Die Studierenden waren anscheinend spätestens nach dem Ende des ersten Studienjahres so weit sozialisiert, daß sie nur noch an Prüfungen, aber kaum mehr an der Lehre Interesse zeigten; und auch die Verwaltung akzeptierte die traditionelle Einschätzung: die Qualität der Lehre war und ist (noch immer!) für die universitäre Karriere irrelevant.
Nur drei Beobachtungen, um diesen bekannten Punkt zu unterstreichen. In einer Informations-veranstaltung für den Mittelbau der medizinischen Fakultät Wien beharrte Dr. BAST vom BMWF (damals noch nicht Kunst und Verkehr) darauf, daß es Recht und Pflicht des Ministeriums sei, bei Definitivstellungsverfahren selbständig die wissenschaftliche Leistung der Bewerber zu prüfen. Tröstend fügte er hinzu, daß beim Punkt Lehre lediglich geprüft werde, ob sie stattgefunden hat. Streng an diese Vorgabe des Ministeriums angelehnt, schlägt der zur Zeit an der Wiener Medizinischen Fakultät in Verwendung stehende Musterausschreibungstext, der allen Berufungskommissionen als Vorlage dient, vor, hervorragende Leistungen auf einem wissenschaftlichen Gebiet und mehrjährige Tätigkeit in der Lehre vom Bewerber zu fordern.
Die Realitäten der Habilitations-verfahren in Bezug auf Feststellung der didaktischen Fähigkeiten (3. Abschnitt) verdienen kaum Erwähnung, zu bekannt ist dieser Mißstand. Lediglich die Tatsache, daß in der Vergangenheit auch die Studentenkurie dies tolerierte, verdient unterstrichen zu werden. Dazu ein zynischer Ausspruch einer unserer Professoren: "die Studierenden sind an guter Lehre gar nicht interessiert, denn gute Lehre würde letztlich mehr Arbeit für die Studierenden bedeuten." Die engagierte Teilnahme von Studierenden bei Veranstaltungen zur Qualität der Lehre wie in Graz oder zuletzt in Münster (Feber 1996) beweisen zum Glück, daß es auch in dieser Gruppe viele Einzelkämpfer gibt, denen die Qualität der Lehre ein wichtiges Anliegen ist.
Qualität ist eine schwierig zu definierende und noch schwieriger zu messende Größe. In einem Kultroman der 70er Jahre, Zen and the Art of Motorcycle Maintenance, führt Robert M. PIRSING seine Leser auf eine Reise, die der Definition des Qualitätsbegriffes und gleichzeitig dem Kampf gegen den Wahnsinn gewidmet ist - eine packende Kombination. Noch stärker in Erinnerung ist mir eine der frühen Kurzgeschichten von Ephraim KISHON, in der eine Kommission sich bemüht, den Ursachen des Qualitätsverfalls des israelischen Rundfunkprogramms auf die Spur zu kommen. Es wird zwar wiederholt die Akustik der Senderäume vermessen, aber die Tatsache, daß kein Budget vorhanden ist, um Manuskripte anzukaufen entgeht der Aufmerksamkeit der Kommission.
Der vorliegende Band enthält Beiträge eines Workshops, dem offenbar die Quadratur des Kreises nicht Herausforderung genug war: für zwei Tage wurde versucht, die universitäre Lehre als Tätigkeit zu verstehen, die durch einen Qualitätsbegriff erfaßt werden kann und somit meßbar und - unser eigentliches Anliegen - verbesserbar ist. Wobei uns von vornherein klar war, daß Messungen weder automatisch noch zwingend zu Verbesserungen führen; eine Einsicht, die vielen (Raub?)Rittern des Evaluations-kreuzzuges, der unsere Universitäten zur Zeit das Fürchten lehren will, offenbar fehlt.
In Zukunft muß die Qualität der Lehre offensichtlich Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen werden, denn wir wissen viel zu wenig über dieses Gebiet. Den Organisatoren des Workshops war dennoch die wissenschaftliche Dimension nur ein sekundäres Anliegen. Primär ging es diesmal um organisationspolitische Dimensionen: welche Änderungen müssen unsere Universitäten erfahren, damit die Qualität der Lehre sich überhaupt zu einem wichtigen und von allen Universitätsangehörigen gestützten Anliegen entwickeln kann?
Wir hatten das Glück, erfahrene und kommunikations-freudige Kollegen für die Leitung der einzelnen Workshops zu gewinnen, um uns bei der Diskussion der genannten Probleme zu helfen. Die Plenarvorträge dieser Kollegen stellen auch den Kern dieses Symposiumsbandes dar. Ergänzt werden sie durch Berichte aus den Workshops, Beiträge von Konferenzteilnehmern zu verwandten Themen sowie einige thematisch dazu passende Artikel.
Es ist wohl kein Zufall, daß wir uns entscheidende Unterstützung aus dem Ausland holen mußten, denn die betreffenden Themen besitzen z.B. in den USA, in Großbritannien und in den Niederlanden einen viel höheren Stellenwert als bei uns in Österreich. Nicht zufällig ist auch der Druck auf die universitären Einrichtungen in diesen Ländern viel größer als bei uns, d.h. die Geldgeber fordern exakte Rechenschaft über die Verwendung der Budgetmittel, die den Universitäten zur Verfügung gestellt werden. Übrigens ist hier das Henne/Ei Problem exakt zu lösen: zuerst war der Druck von außen, erst danach entschlossen sich die Universitäten, Evaluationsverfahren zur Qualitätsmessung zu etablieren, sowie Mechanismen zu schaffen, die zur Verbesserung des Lehrangebotes und der universitären Ausbildung führten.
Bei der Planung des Workshops wurde eine wichtige Grundsatzentscheidung gefällt. Evaluation sollte zwar zentraler Punkt unserer Diskussionen sein, aber wir waren nicht bereit, es bei der Evaluation von Lehrveranstaltungen bewenden zu lassen. Wir beschlossen, folgende Themen als Aufgabenstellungen für die Workshops zu definieren:
- Woraufhin bilden wir MedizinstudentInnen aus? - Eine Evaluation der Ausbildungsziele des Medizinstudiums und des Prozesses wie solche Ausbildungsziele definiert werden, sollte angestrebt werden. Die Festlegung konsensfähiger Ausbildungsziele erscheint als die wichtigste Voraussetzung für eine erfolgreiche Studienreform, die auch eine Verkürzung der tatsächlichen Studienzeit ermöglicht. Der Workshop (Nr. 2) wurde von Florian EITEL geleitet, dem es als Prof. für Theoretische Chirurgie in München tatsächlich gelungen ist, die Ausbildung in einem klinischen Fach erfolgreich zu reformieren.
Am Rande dieses Work-shops wurde übrigens die ketzerische Meinung geäußert, daß die großen Schwierigkeiten, auf die die Erstellung eines solchen "core-curriculums" stößt, auf die Unmöglichkeit dieses Unterfangens hinweist. Medizin sei einfach ein so großes Fach geworden, daß es auch im Studium einer Teilung bedürfe. Es wird an den Erstellern des neuen Studienplanes liegen, solche Ansichten Lügen zu strafen.
Wir machten auch die Evaluation der Qualität von Prüfungen zum Diskussionsgegenstand:
- Welchen Beitrag können Prüfungsergebnisse zur Bewertung von Studiengängen liefern? Wie läßt sich die Qualität von Prüfungen evaluieren? Bei diesem Workshop (Nr. 3) ging es unter anderem darum, im Ausland erzielte Forschungsergebnisse in Österreich bekannt zu machen, um auch das Prüfungswesen auf eine solide wissenschaftliche Basis stellen zu können. Der Leiter, Lambert SCHUWIRTH, ist an der Medizinischen Fakultät Maastricht für das Prüfungs-wesen verantwortlich und forscht auch auf diesem Gebiet. Während einer Diskussion bemängelte er die Tendenz, Prüfungs-angelegenheiten "aus dem Bauch heraus zu entscheiden, denn die Forschungsergebnisse zeigen, daß solcherart gefällte Entscheidungen meist falsch seien."
Evaluation im konventionellen Sinn, als Bewertung von individuellen Lehrveranstaltungen wurde zwar in drei der Workshops thematisiert, aber jeweils in einem größeren Kontext:
- Wie kann man Studierende und Lehrende motivieren sich am Evaluationsprozeß zu beteiligen und mit welchen Vor- und Nachteilen sollten sie in Folge rechnen? Hier gingen wir davon aus, daß es nicht genügt, Lehrende mit dem UOG'93 zur Evaluation zu verpflichten. Eine produktive, verbessernde Wirkung auf die Lehre ist nur dann zu erwarten, wenn die Lehrenden und Studierenden sich mit Engagement an diesem Prozeß beteiligen und dafür ist Voraussetzung, daß diese Gruppen auch den eigenen Vorteil erkennen. Der Leiter dieses Workshops (Nr. 1), Gottfried S. CSANYI, beschäftigt sich als Mitarbeiter der Österreichischen Gesellschaft für Hochschuldidaktik schon viele Jahre mit diesen Fragen, hat sich aber als Externer eine ungetrübt-kritische Sichtweise des Universitätsbetriebs bewahrt.
- Eignen sich Evaluationsergebnisse als Grundlage für Karriere-entscheidungen? An dieser Frage wurde im Workshop Nr. 4 unter der Leitung von Wim H. GIJSELAERS gearbeitet. Hier entschieden sich die Teilnehmer allerdings, das Hauptaugenmerk auf die Gestaltung eines Evaluationsbogens zu legen.
- Und schließlich beschäftigte sich der von Bil FULTON geleitete Workshop Nr. 5 mit der Frage: Wie kann man durch Evaluierung Unterricht und Ausbildung verbessern?
Der letzte Workshop (Nr. 6) bearbeitete schließlich eine rein universitätspolitische Fragestellung:
- Wie lassen sich die im UOG'93 formulierten Bestimmungen zur Evaluation der Lehre implementieren? Welche Entscheidungen, Maßnahmen und Mittel (Ressourcen) werden dafür erforderlich sein? Für die Leitung konnten wir zwei hochschulpolitisch erfahrene Kollegen von der Bundeskonferenz gewinnen: Helmut WURM, der seit vielen Jahren in allen wichtigen Verhandlungen mit dem Ministerium den Standpunkt der medizinischen Fakultäten vertritt und Kurt GRÜNEWALD, dessen engagiertes Auftreten für die Interessen des Mittelbaus im November 1995 mit der Wahl zum Vorsitzenden der BUKO belohnt (?) wurde.
Hier verlief die Diskussion offenbar sehr kontroversiell, und tagespolitische Realitäten schlugen die Teilnehmer in ihren Bann, so daß ein gemeinsamer Bericht erst nach weiteren Diskussionen formuliert werden könnte.
Mit Wim GIJSELAERS und Bil FULTON hatten wir zwei Experten eingeladen, deren Tätigkeitsbereiche recht ähnlich sind. GIJSELAERS arbeitete bei der Etablierung des Evaluationsprozesses der Medizinischen Fakultät Maastricht mit und koordiniert die regelmäßige Evaluation aller Lehrveranstaltungen. Diese dienen als Grundlage für Karriereentscheidungen, die von den zuständigen Fakultätsgremien gefällt werden. FULTON hat an einer amerikanischen Universität, der Webster Universität Wien, die Funktion eines Studiendekans. Als solcher ist er nicht nur für die Evaluation zuständig, er fällt auch auf Grundlage dieser Ergebnisse selbst alle Entscheidungen über die Wiederbestellung von Lehrbeauftragten. Bil FULTON ist somit ein monokratisches Organ reinster Ausprägung, das nicht einmal Deckung durch das Feigenblatt eines strategischen Organs erfährt. Paradoxerweise gab es aber beim Workshop FULTON die meisten Anmeldungen und, wie die Evaluation ergab, die zufriedensten Teilnehmer.
Die Annahme lag nahe, daß Vertreter von zwei Institutionen mit so unterschiedlichen akademischen Traditionen wie Maastricht und Webster auch sehr unterschiedliche Ansichten über den Evaluationsprozess vertreten würden. Weit gefehlt - die Niederlande und die USA sind sich , was Ansichten über die Evaluation der Lehre betrifft, sehr nahe - während die Niederlande und Österreich in dieser Frage offensichtlich durch einen Ozean transatlantischen Ausmaßes getrennent werden. Aber es weht ein kalter Wind (ausnahmsweise) aus dem Westen und Entwicklungen die in Österreich vor kurzer Zeit noch undenkbar waren, werden höheren Orts bereits in Erwägung gezogen.
Ein Vorbote des Klimasturzes liegt seit Anfang Jänner 1996 in Form eines Vorschlags der Rektorenkonferenz auf dem Tisch, die drei Medizinischen Fakultäten Österreichs in ihrer Gesamtheit zu evaluieren. Dies unter anderem mit dem Ziel, daß die "evaluierten Einrichtungen gegenüber der Öffentlichkeit Rechenschaft über die möglichst zweckmäßige und ertragreiche Verwendung öffentlicher Mittel ablegen, die sich in hohen Qualitätsstandards ihrer Leistungen dokumentiert."
Wir sind der Rektorenkonferenz für die Erlaubnis dankbar, diesen Vorschlag in unserem Symposiumsband abdrucken zu dürfen, denn er stellt einen wichtigen Beitrag zur gegenwärtigen Diskussion dar. Der Vorschlag ist, abstrakt gesehen, durchaus interessant. Wie GIJSELAERS kommentierte ist er fast ident mit Evaluationsverfahren, die zur Zeit in den Niederlanden verwendet werden. Allerdings ist die österreichische Situation sehr verschieden von der der Niederlande, so daß es problematisch ist, ein solches Verfahren einfach zu übernehmen. In der bisherigen Diskussion wurden folgende Hauptkritik-punkte vorgebracht:
- Der Zeitrahmen für das Evaluationsverfahren ist viel zu kurz angesetzt
- viele der notwendigen Rohdaten stehen nicht zur Verfügung
- Vorarbeiten, auf die der Vorschlag aufbaut, wurden niemals gemacht
- die Durchführung dieser Vorarbeiten hat auf den Fakultäten keinerlei Priorität
- die Sinnhaftigkeit einer Evaluation wird von vielen Fakultätsmitgliedern bezweifelt.
Es ist aber wichtig, jene Zeit und Energie aufzuwenden die notwendig ist, um die meisten Mitglieder der Fakultäten in das Verfahren einzubinden. Nur dann können wir erwarten, daß die in einem Evaluationsverfahren aufgezeigte Schwächen konstruktive Anstöße zu Änderungen werden.
- Die angegebenen Kosten für das Evaluationsverfahren sind nicht nachvollziehbar. Es werden den Fakultäten ÖS 225.000 für die Erstellung von Selbstbewertungsberichten eingeräumt; Vergleichsdaten zeigen aber, daß die skizzierte Gesamtevaluation eher einen zweistelligen Millionenbetrag erfordern dürfte.
- Bei der Ausarbeitung des Evaluationsvorschlags waren die Fakultäten nicht eingebunden. Es ist letztlich die Verletzung dieser Grundregel, die diesen Vorschlag nicht anwendbar erscheinen läßt, da er nicht auf Realitäten des Universitätsbetriebes aufbaut.
Jedenfalls hat der Vorschlag der Rektorenkonferenz für Aufregung an unseren Fakultäten gesorgt, was dringend notwendig und daher wirklich begrüßenswert ist. Denn einer der Gründe, warum der Vorschlag in der zur Zeit vorliegenden Form undurchführbar ist, sind die fehlenden Vorarbeiten für die vermutlich nicht drei Monate sondern drei Jahre notwendig sein werden. Aber - um ein neues Wort zu prägen - auch die längste Reise beginnt mit dem ersten Schritt. Ich bin sicher, sollte der Vorschlag der Rektorenkonferenz einfach vom Tisch gewischt werden, trifft uns das nächste Evaluationsprojekt - und es kommt bestimmt - genauso unvorbereitet. Daher sollten wir in einen konstruktiven Dialog mit der Rektorenkonferenz eintreten; ein Dialog, zu dem sie durchaus bereit zu sein scheint.
Es gibt allerdings eine Voraussetzung über die wir uns nicht hinwegschwindeln sollten: gute Evaluationen kosten gutes Geld. Hier ist der Vorschlag der Rektorenkonferenz besonders irreführend, denn er geht davon aus, daß diese Kosten im Wesentlichen von den Fakultäten selbst im Rahmen des derzeitigen Budgets getragen werden können. Dies ist schlicht falsch. Ob solche Budgetposten durch zusätzliche Dotationen oder Umschichtungen entstehen sollen, ist eine zweite, sicher heiß zu diskutierende Frage. Für den Evaluationsprozeß müssen aber die Ressourcen gesichert sein, bevor man sich darauf einläßt - sonst gilt das aus der Computerwelt bekannte "garbage in - garbage out" Prinzip. Nur hätte es für die betroffenen Fakultäten gefährliche Auswirkungen, sollte bei diesem Verfahren Müll produziert werden.
Im Zusammenhang mit dem Aufwand, der für eine vernünftige Evaluation not-wendig ist, möchte ich speziell auf den Beitrag von Marianne SPRINGER-KREMSER hinweisen, der die Evaluation einer Lehrveranstaltung beschreibt. Für mich ein eindrucksvolles Beispiel, wie individuell Evaluationen gestaltet sein müssen, um eine Aussage liefern zu können, und wie aufwendig und teuer daher solche Prozesse sind. Ansonsten möchte ich von den Gepflogenheiten einer braven Einleitung abweichen, die auf jeden Beitrag mit einem lobenden Satz eingeht. Ich glaube, das ist hier wirklich nicht notwendig, denn alle Beiträge wurden ausgewählt, weil sie einen wichtigen und interessanten Beitrag zur Diskussion leisten und daher für sich selbst sprechen.
Was ist nun seit dem Grazer Workshop an der Wiener Medizinischen Fakultät in der Frage der Qualität der Lehre weitergegangen? Wesentliche Gremien und Meinungsbildner der Fakultät konnten noch nicht in die Diskussion eingebunden werden, so daß sie zur Zeit auch nicht bereit sind, den Prozeß mitzutragen. Eine erste Diskussion in der Budgetkommission hat keine Bereitschaft erkennen lassen, Budgetmittel für Evaluationszwecke und Verbesserung der Lehre bereitzustellen. Dem beim Workshop vorgestellten ELM-Projekt ist es noch immer nicht gelungen, vom BMWFK finanzielle Unterstützung zu bekommen. Von gewerkschaftlicher Seite wurde klargestellt, daß sie Evaluationen als potentielle Eingriffe in Dienstnehmerrechte betrachten und daher in alle Überlegungen eingebunden werden sollten.
Als gute Nachricht hat die Studienkommission beschlossen, alle Wahlfächer und vertieften Ausbildungen zu evaluieren (siehe auch Beitrag von Elisabeth JANDL-JAGER). Allerdings stoßen wir auch hier sehr schnell an Grenzen, denn weder haben wir die Ressourcen, die Lehrveranstaltungsleiter inhaltlich bei der Evaluation zu unterstützen, noch ist es klar, wie wir ohne Ressourcen die Evaluationsergebnisse aufarbeiten werden. Es bleibt die Hoffnung auf das Studiendekanat, aber auch diese Einrichtung wird es ohne die entsprechende Unterstützung sehr schwer haben.
Zum Abschluß ist es mir nicht Verpflichtung sondern ein echtes Bedürfnis, mich bei Personen und Institutionen für das Gelingen des Workshops in Graz zu bedanken. Mein erster Dank gilt den Teilnehmern, die dem Workshop durch ihr ernsthaftes Interesse Leben und Richtung gegeben haben. Die Workshopleiter waren nicht nur während der Veranstaltung engagierte Betreuer, sie halfen auch in der Vorbereitung (hier ein besonderer Dank an Gottfried S. CSANYI) und standen uns auch in den letzten Monaten mit wichtigen Beiträgen zur Seite. Die veranstaltenden Institutionen, die Österreichische Gesellschaft für Hochschuldidaktik, die Bundeskonferenz des wissenschaftlichen und künstlerischen Personals der Österreichischen Universitäten und Kunsthochschulen sowie die Medizinische Fakultät der Universität Graz waren vorallem in der Vorbereitung der Veranstaltung sehr hilfreich; der ÖGHD verdanken wir auch die Möglichkeit, diesen Band in der vorliegenden Form zu publizieren. Schließlich wissen aber alle Teilnehmer, daß es die lokalen Organisatoren, Jörg-Ingolf STEIN und Franziska SCHLACHER waren, die der Veranstaltung einen reibungslosen Ablauf sowie einen anregenden Rahmen gaben und dadurch den Grundstein für den Erfolg legten.
Programm des Workshops QUALITÄT DER LEHRE