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Zeitschrift für Hochschuldidaktik Nr. 1/1999:
Internationalisierung österreichischer Universitäten

Editorial

"Internationalization of higher education remains somewhat too general as well as too peripheral for research. It seems to be practically oriented, atheoretical and thus, does not easily fit in the frame of any traditional science, any academic field." 1

Seit ihrem Bestehen pflegen die Universitäten den grenzüberschreitenden Austausch von Ideen, und auch eine akademischen Mobilität von Wissenschaftern und Studenten hat es - in unterschiedlicher Intensität - immer gegeben. Trotzdem gibt es gute Gründe für die verstärkte Aufmerksamkeit, die die Internationalisierung des Hochschulbereichs in den letzten eineinhalb Jahrzehnten auf sich zieht. Obwohl die österreichischen Statistiken mangels ausreichend langer Datenreihen diesbezüglich nicht sehr aussagekräftig sind, gibt es unter Experten keinen Zweifel daran, daß internationale Mobilität und Zusammenarbeit im akademischen Bereich seit den späten 80er Jahren eine ungeheure quantitative Expansion erfahren haben. Es liegt nahe, einen Zusammenhang zu den allgemeinen Tendenzen der Globalisierung herzustel-len. Aus österreichischer Perspektive waren es zwei spezifische politische Ereignisse, die diese Expansion gefördert haben: die Öffnung Osteuropas und vor allem der Beitritt Österreichs zur EU (der in die "take-off"-Periode der europäischen Mobilitätsprogramme gefallen ist). Mit diesem Wachstum ist eine Veränderung in der Organisationskultur einhergegangen:

Während die Internationalisierung bis in die frühen 80er Jahre hinein eine eher sporadische Angelegenheit war, die primär auf individueller Initiative beruhte, ist sie heute eine hochkomplexe Angelegenheit, bei deren Administration zahlreiche Organisationseinheiten auf institutioneller, natinaler und supranationaler Ebene zusammenwirken. Internationalisierung des Hochschulbereichs ist in den letzten Jahren zu einem Bereich geworden, der nach stetiger organisatorischer Betreuung verlangt. Es ist also eine eigene "akademische Subkultur" entstanden, deren Identität in der Förderung und Bewältigung der Internationalisierung liegt.

Ein für den Außenstehenden irritierender Aspekt dieser neuen Organisationskultur ist die sprunghafte Zunahme an neuen Fachbegriffen und Kürzeln. Die bedeutungsschweren Akronyme der Europäischen Kommission verströmen zwar fast poetisches Flair, fördern aber kaum das Verständnis des neuen Insiderjargons. Wir gehen davon aus, daß die quantitative Expansion der Internationalisierung von qualitativen Umbrüchen begleitet wurde. Auch im Hochschulbereich bewirkt die Globalisierung einen Macht- und Bedeutungsverlust des Nationalstaates. Die erhöhte Mobilität der Studenten und des akademischen Personals führt zu einer Schwächung der nationalstaatlichen Prägung der Hochschulsysteme. Dadurch wird es zu einer Harmonisierung der Systeme kommen, die vermutlich viel weitreichender sein wird als die Angleichungstendenzen in früheren Phasen der Hochschulexpansion. Innerhalb der EU ist dieser Trend am stärksten spürbar. Das hochschulpolitische Korrelat zur wirtschaftlichen und politischen Integration Europas ist die Bildung eines gemeinsamen europäischen "Hochschulraums".

Das Zurücktreten der nationalstaatlichen Hochschulpolitik geht mit einer Veränderung der Motive und Ziele der Internationalisierung einher. Neben die Zusammenarbeit auf der Basis gemeinsamer Ziele treten zunehmend wettbewerbsorientierte Formen der Internationalisierung. Nach wie vor werden in Form von Kulturabkommen, Universitätspartnerschaften und anderen Formen gemeinsame Ziele auf bilateraler und multilateraler Basis angestrebt, aber immer stärker schieben sich die Eigeninteressen der einzelnen Akteure in den Vordergrund. Der internationale Wettbewerb um Talente und Ressourcen nimmt zu. Für die nationale Politik ergibt sich daraus die Herausforderung, neben der Attraktivität des Wirtschaftsstandortes auch jene des Hochschul- und Forschungsstandortes zu sichern.

Dies sind die wichtigsten Problemstellungen, denen in einer vom BMWV in Auftrag gegebenen Studie zur "Internationalisierung der österreichischen Universitäten" nachgegangen wurde und die von vier Artikeln in diesem Heft thematisiert werden. Den Anfang machen zwei Beiträge, die den theoretischen Rahmen skizzieren, in dem die Internationalisierung der Universitäten stattfindet.

Ada PELLERT |

Obwohl gewisse Parallelen zur nationalen Hochschulexpansion seit den 1960er Jahren erkennbar sind, unterstreicht Hans PECHAR |

Thomas PFEFFER |

Marcus LUDESCHER und Andrea WAXENEGGER |

Dieser Prozeß wird früher oder später auch das Bildungswesen erfassen und das eifersüchtige Hüten von Traditionen und Zuständigkeiten seitens der nationalen Regierungen unterminieren. Für Österreich stellt dieser Prozeß im Augenblick ein Hindernis beim Ausbau seiner internationalen Verflechtungen dar. Österreich bekommt nun jenen Mechanismus zu spüren, der im Heft (vgl. PECHAR) am Beispiel Australiens diskutiert wird: Erfolge rassistischer Parteien führen zu Rückschlägen bei der akademischen Mobilität. Die Universitäten sind gut beraten, ihren Partnereinrichtungen mit allem Nachdruck klar zu machen, daß sie als Institution ebenso wie die überwiegende Mehrheit des Lehrkörpers und der Studenten jenen Teil Österreichs repräsentieren, der gegen ein Vordringen von Rassismus und Fremdenfeindlichkeit Widerstand leistet.

Die Herausgeber


1 | Diss. University of Oregon 1994, S. 17.




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