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Zeitschrift für Hochschuldidaktik Nr. 1998/2
Unterwegs ...
Didaktische Aspekte von Exkursionen und Praktika
Rezension
Karin Goetz, Martin Heintel, und Robert Kana (Hrsg.) (1998):
Geografie, Wirtschaftskunde und andere Ungereimtheiten.
WUV Universitäts-Verlag: Wien, 225 S.,
ISBN: 3-85114-373-6, ATS 298,-
Das Buch mit dem weitgespannten Titel "Geografie, Wirtschaftskunde und andere Ungereimtheiten" wurde von Absolventinnen und Absolventen des Instituts für Geografie der Universität Wien zum 50. Geburtstag Christian Vielhabers gestaltet. Der Festband beschäftigt sich aber bei weitem nicht ausschließlich mit schulischer und universitärer (Aus-)Bildung im engeren Sinn. Auch wenn das Spektrum der Fachbeiträge konkret Inhalte lebensbegleitenden Lernens ebenso wie theaterpädagogische Konzepte und fachdidaktische Aspekte umfaßt, so spannt sich der inhaltliche Bogen weiter zur Mega City Jakarta, zur Segregationspolitik in den USA sowie zur Treibhausklima-Problematik. Des weiteren zeigen etwa die eingefügten Kinderzeichnungen, was Geografie alles sein kann - sketch maps sagen zu diesem Thema wohl mehr als so manche streng wissenschaftliche Abhandlung. Sie symbolisieren vor allem aber auch das Ungereimte und Dynamische quasi als stets aktuelles Supraparadigma der Geografie und Wirtschaftskunde. Darüber hinaus sollen sie auch - so die Herausgeber - auf folgende Grundhaltung des Jubilars hinweisen: "jene miteinzubeziehen, die gemeinhin übersehen und überhört werden".
Die Qualität des Bandes wird zu einem Gutteil von der Vielfalt und Tiefe der Beiträge bestimmt. Keine grauen Mäuse, sondern bunte Tigerkatzen scheinen die Tastatur geführt zu haben. Ein Buch, das sofort interessiert und zu Kontroversen anregt. Alltägliches wird unkonventionell angedacht und bearbeitet, wieder verworfen und neu gemischt - dadurch kann Fortschritt entstehen. Das in diesem Band immer wieder auftauchende dialektische Element kann nicht nur die eigene Persönlichkeit schärfen, sondern auch die Disziplin weiterbringen. Vorausgesetzt, der Denkende und Handelnde verharrt nicht bloß im Antithetischen. Das vorliegende, spannende Buch versucht hier weiterzukommen.
Es handelt sich um einen Band, der die spätmoderne Geografie großteils aus dem Blickwinkel der (Fach-)Didaktik hervorragend in der Auslage geographischen Tuns positioniert. Geografie wird greifbar gemacht. Tote Hüllen werden verwandelt und gleichsam durch ein Lebenselexier neu belebt, gefüllt und entmumifiziert. Ein Jungbrunnen der Geografie also; was soll man mehr von einem 50-jährigen Repräsentanten des Instituts für Geografie der Universität Wien erwarten, als dafür den Grundstein gelegt zu haben? Aber was wäre ein gutes Buch, wenn dessen Inhalte nicht auch kräftig zum Hinterfragen und Kritisieren anregten? Diese Aufgabe wird wohl der geneigte Leser mit Wonne übernehmen wollen.
Norbert Weixlbaumer
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