Zeitschrift für Hochschuldidaktik Nr. 2/1995
Evaluation versus feedback, part II
Book reviews
Michael Schilling, Hans Turrini (Hrsg.):
Der schwierige Weg in die Zukunft
Wie Beratung und Information helfen können. Studien und Berufswahl, Band 1.
Schriftenreihe der Studentenberatung des Bundesministeriums für Wissenschaft und Forschung.
Wien 1989. 240 Seiten.
Michael Schilling, Hans Turrini (Hrsg.):
Zur Entwicklung von akademischen Berufen, Studienmotivationen und Universitätsstudien.
Untersuchungen - Überlegungen - Orientierungshilfen. Studien- und Berufswahl, Band 2.
Schriftenreihe der Studentenberatung des Bundesministeriums für Wissenschaft und Forschung.
Wien-Klagenfurt 1990. 294 Seiten.
Angesichts der angespannten Arbeitsmarktlage und der Fälle an Ausbildungsmöglichkeiten werden intensive Beratung und gesicherte Informationen immer wichtiger. Die vorliegenden zwei Bände der Studentenberatung des Bundesministeriums für Wissenschaft und Forschung unterstreichen die Notwendigkeit von entsprechenden Beratungseinrichtungen und die der ständigen Reflexion und Weiterentwicklung der eigenen Arbeit.
Der erste Band bietet einen Einblick in die Beratungstätigkeit, die sich im komplexen Gefüge von Arbeit - Bildung -Gesellschaft und den damit verbundenen Veränderungsprozessen zusehens schwieriger gestaltet. Nach kurzen Erfahrungsberichten von MaturantInnen zur Einleitung kommem vor allem Praktiker zu Wort.
In den einzelnen Beiträgen werden Probleme in derInformations- und Beratungsarbeit skizziert, Reflexionen dazu an- und neu entwickelte Beratungsmodelle vorgestellt, die den schwierigen Entscheidungsprozeß bei der Studien- und Berufswahl unterstützen sollen. Durch Fallbeispiele wird dem Leser immer wieder der Bezug zur Praxis sichtbar gemacht. Zwei Beiträge von Studien- und Berufsberatern aus der BRD und aus der Schweiz beschließen diesen Band.
Die Hoffnung der beiden Herausgeber M. Schilling und Hans Turrini, "daß diese Veröffentlichung dazu beiträgt, daß ein intensiverer Erfahrungsaustausch und Kooperationsprozeß zwischen den einzelnen Informations- und Beratungsinstitutionen bzw. deren MitarbeiterInnen in Gang kommt" (S.6), wird insofern genährt, als eine beachtliche Zahl von AutorInnen am Zustandekommen dieses Readers beteiligt waren und damit bereits ein erster Schritt in diese Richtung gelungen ist. Der nächste müßte zweifelsohne über Wien und Klagenfurt hinausgehen.Der zweite Band eröffnet den für die Beratungstätigkeit unabdingbaren Blick auf die gesellschaftlichen Zusammenhänge und Entwicklungstendenzen am (akademischen) Arbeitsmarkt und den damit verbundenen Qualifikationserfordernissen.
Die AutorInnen dieses Bandes sind größtenteils in der Arbeitsmarkt- und Berufsbildungsforschung tätig und behandeln folgende Themenkreise: Untersuchungen über den zukünftigen Qualifikationsbedarf und Schwierigkeiten bei der Erstellung längerfristiger Prognosen, Studienmotivationen und Verhaltensweisen im Studium, Orientierungshilfen und Strategien zur Verbesserung der Berufsfindung und -chancen sowie die Zukunft der universitären Aus- und Weiterbildung.
Mit diesem Band wird ein Feld betreten, das in Österreich bislang noch (zu) wenig Beachtung gefunden hat. Für mich kristallisiert sich dabei eine zentrale Frage heraus: In welcher Weise soll das Bildungssystem auf gesellschaftliche Veränderungen reagieren und wie kann es diese selbst mitgestalten?
In diesem Zusammenhang wirkt es umso ernüchternder, daß es in Österreich keine koordinierte Forschung gibt, die sich mit dieser Thematik auseinandersetzt bzw. kein Institut existiert, daß sich mit Hochschulforschung imweitesten Sinne befaßt. Somit wurde mit dem zweiten Band vielmehr eine Türe geöffnet, als Antworten gegeben.
Wichtig bleibt festzuhalten, daß beide Bände jeweils notwendige Ergänzungen zueinander darstellen: Eine kontinuierliche Verbesserung der Studien- und Berufswahlberatung darf sich nicht in der Entwicklung neuer Beratungsmodelle erschöpfen, sondern muß in Verbindung mit der wissenschaftlichen Auseinandersetzung über Entwicklungsprozesse im Arbeitsmarkt- und Ausbildungsbereich stehen. Diese Verbindung herzustellen und weiter zu verfolgen ist Aufgabe aller in Informations- und Beratungsinstitutionen tätigen Praktiker und Theoretiker.
MICHAEL STURM
Theo Hug (Hrsg.):
Die soziale Wirklichkeit der Theorie
Beiträge zur Theorievermittlung und -aneignung in der Pädagogik.
Profil: München 1990. 320 Seiten.
"Die Wirklichkeiten eines Instituts im Spiralnebel"
Die einzelnen Beiträge des von Theo Hug herausgegebenen Bands stehen in Zusammenhang mit einer hochschuldidaktischen Untersuchung zur Theorievermittlung und -aneignung am Institut für Erziehungswissenschaften der Universität Innsbruck. "Das zentrale Anliegen bestand in einer diskursiven, institutsbezogenen Auseinandersetzung zwischen Lehrenden und Studierenden mit den Formen und Inhalten der erziehungswissenschaftlichen Lehr- und Lernprozesse. Es ging also weniger um die Klärung von abstrakten hochschuldidaktischen und (meta)theoretischen Problemen als vielmehr um deren Reflexion im Kontext der gelebten Praxis." (S.9)
In vier Kapiteln unterteilt (I. Institutsbezogene (Selbst) Reflexionen, II. Erziehungs- und sozialwissenschaftliche Erweiterungen, III. Wissenschaftsphilosophische Vertiefungen, IV. Literarische Grenzgänge) liegen die schriftliche Aufbereitungen jetzt vor.
Als einer, der in den frühen 80er Jahren an diesem Institut sein Pädagogikstudium abschloß und seitdem - zwar außenstehend - doch im losen Kontakt zu Innsbruck blieb, las sich dieser Band stellenweise wie ein Kriminalroman. Die Frage "Was geschah wirklich?" tauchte immer wieder bei der Lektüre der verschiedenen Artikel bei mir auf. Treffen doch nicht eine, sondern viele Wirklichkeiten/Wahrheiten aufeinander und das nicht immer zimperlich. Was geschah/ geschieht wirklich in Innsbruck? Auch wenn die einzelnen Fälle für Außenstehende nicht aufhellbar sind, bleibt eine gültige Antwort stehen: persönliche und theoretische Auseinandersetzung mit der Wissenschaftlichkeit des Faches und deren Vermittlung. Allein schon darum darf dieses Institutbeneidet werden. Es lebt. Dieses Leben ist in den Beiträgen spürbar. Die Verletzungen, die Kämpfe, der Genuß an produktiven und lähmenden Auseinandersetzungen, der Spaß und die Lust sich in aktuelle Theoriediskussionen einzulassen und Neues, Anderes zu versuchen, gleichzeitig auch mit diesen Entwicklungen abzurechnen, schimmert bei allen Beiträgen mehr oder weniger deutlich durch die theoretischen Abhandlungen. Nicht alles, was niedergeschrieben wurde, ist für den/die Leser/in verstehbar, bleibt im Nebel undurchsichtig und geheimnisvoll; das, was sich aber für Außenstehende erhellt und klar zeigt, ist beeindrukkend.
Auch wenn Empfehlungen immer einen pastoralen Beigeschmack haben, dieser Band wäre zumindest geistes- und sozialwissenschaftlichen Instituten zu empfehlen. Nicht zur sturen Lektüre, sondern als eine Möglichkeit institutionellen universitären Lernens.
WOLFGANG KNOPF
Peter Saladin, Hans Jörg Schaufelberger, Peter Schläppi (Hrsg.):
"Medizin" für die Medizin. Arzt und Ärztin zwischen Wissenschaft und Praxis.
Festschrift für Hannes G. Pauli.
Verlag Helbich & Lichtenhahn.
Basel / Freiburg 1989, 485 Seiten.
Hannes Pauli war seit 1967 Professor in innerer Medizin in Bern, das Buch wurde anläßlich seiner Emeritierung 1989 herausgegeben.
Pauli setzte sich unermüdlich für eine Reform des Medizinstudiums ein, stellte viele unbequeme Fragen, kämpfte an mehreren Fronten für die Erkennung der Bedeutung psychosozialer Kompetenz in der ärztlichen Tätigkeit und wirkte außerdem bei der Grundlagenerarbeitung des Konzepts für eine fakultätsübergreifende Allgemeine Ökologie mit.
Er stellt fest, daß wir uns in einer Zeit des Paradigmenwechsels in der Medizin befinden: Nicht mehr in Schadens- sondern in Seinskategorien sollen wir denken.
Hannes Pauli weist bei der Verwirklichung ganzheitlicher - "Hirn, Herz und Hand" - Ansätze darauf hin, daß immer mächtige Einflüsse unserer Gesellschaft dem entgegenwirken und so diese Ansätze immer wieder an die Peripherie drängen. Umso notwendiger wird eine ständige Auseinandersetzung mit jener Thematik, wie sie auchin dem besprochenen Buch stattfindet.
Dieses versucht, "Diagnosen, Pathogenesen und Therapievorschläge" für die Medizin darzustellen. Es besteht aus zahlreichen Beiträgen von Ärzten, Krankenschwestern, Journalisten und Angehörigen einiger anderer Fakultäten. Man findet Kritik an Althergebrachtem, t |